auf der Durchreise

Im letzten Land Zentralamerikas beschäftigt uns vor allem einer - der Darien Gap. Jener unüberwindbare (einige Abenteurer machten das Unmögliche natürlich trotzdem irgendwie möglich) 110 Kilometer lange, sumpfige Abschnitt, der die Überlandreise von Mittel- nach Südamerika verunmöglicht und von uns (und allen anderen Reisenden) einiges an Organisation erfordert… Denn ganz so abenteuerlich, dass wir uns «die letzte richtige Grenze der Welt» zugetraut hätten sind wir dann doch nicht.

Kühle Frische - Bereits seit Wochen sind wir in Kontakt mit Claudia und Martin, sie planen zu einem ähnlichen Zeitpunkt nach Kolumbien überzusetzen. So schreiben wir also Anbieter an, prüfen Offerten und versuchen die für uns beste, sprich günstigste, Option zu finden.
Dazwischen geniessen wir in Boquete das herrlich kühle Klima und ein paar Leckereien in der amerikanischen Bäckerei. Hier wird englisch gesprochen, denn seit ein Magazin Boquete als eine der «drei weltbesten Altersresidenzen» erkoren hat, ist die Region fest in amerikanischer Hand.
Zora an der Grenze Costa Rica-Panama in Boquete Guaymies-Indianer Frauen unterwegs ein bisschen Natur mitten im Städtchen in der Umgebung von Boquete Zmittagsplatz

Glücksgriff - Als wir bereits unterwegs ans Meer sind, realisieren wir, dass die Leistung der einen Batterie sinkt und sinkt. Der freie Stellplatz am Meer verliert plötzlich an Reiz, da wir fürchten den Motor nicht mehr starten zu können und dann dort weit ab vom Schuss zu sein. Wir drehen um und fahren zurück - in der Region David haben wir einige Auto-Shops gesehen. Also noch eine Nacht in Boquete. Am nächsten Morgen bestätigen sich unsere Befürchtungen: Zora springt nicht mehr an. Ohne grosse Hoffnungen suchen wir den kleinen Laden mit Autoersatzteilen schräg über die Strasse auf. Unsere Anforderungen an die neue Batterie sind hoch: wir brauchen zwei identische, gleich alte, 12 Volt Batterien, die auch noch einem bestimmten Mass entsprechen müssen, damit sie im vollen Motorraum Platz finden. Es ist kaum zu glauben, aber wir finden in der kleinen Bude, genau was wir suchen!
Autowerkeln die Alte muss raus... ... die Neue passt! alles drin? Besprechung in Las Lajas

Entscheiden - Wenig später sind wir startklar und wieder unterwegs, nach Las Lajas, wo wir unsere Verschiffungspartner vermuten. Tatsächlich sind sie dort und wir können uns endlich persönlich über Zufür und Zuwider der verschiedenen Optionen austauschen.
Die günstige X-Press Ferry fährt momentan nicht und auch die Variante San Blas Ferry fällt weg, ebenso die anfangs vielversprechende Offerte eines Schweizer Unternehmens. Es bleiben die Optionen RoRo und Container, wobei wir uns letztlich für den Container entscheiden. Ganz nebenbei sehen wir den gewaltigen Blitzen über dem Meer zu, die den Strand taghell erleuchten lassen.
Viel Zeit bleibt uns nicht, alle vier wollen wir eher schneller, als langsamer nach Südamerika. Alsbald wir die Bestätigung für den Termin haben, besuchen wir den Baumarkt und installieren uns auf einem Campingplatz. Trennwände werden zugesägt, Haltevorrichtungen montiert, Hotels und Flüge gebucht. Es gibt genug zu tun und beinahe vergessen wir uns eine Abkühlung im Pool zu gönnen.
die Herren im Baummarkt fun on the road zeichnen und zuschneiden... passt!

Ärgernis - Auf der Panamericana, die zurzeit eine gigantische Baustelle ist und auf der gesamten Länge von 2 auf 4 Spuren ausgebaut wird, steuern wir Panama City an. Die schönen Strände unterwegs lassen wir aus und uns bleiben nur wenige Einblicke in das Land, das uns fremdgesteuert scheint.
Über die imposante «Puente de las americas» fahren wir Richtung Balboa Yachtclub, wo wir die Nacht verbringen wollen. Kurz davor stoppen wir bei einem grossen Parkplatz, wo eine Autoshow im Gange ist. Aber nicht wegen der Autoshow, nein, der Bus von Claudia und Martin steht dort und auch Hermine mit ihrem Wohnmobil. Zuhinterst stellen wir uns in die Reihe und plaudern mit den anderen. Wie aus dem Nichts kommen zwei Männer mit einem Jungen auf uns zu und wollen sich mit uns fotografieren. Beide wollen wir eigentlich nicht, lassen uns aber doch überreden. Geschickt werden wir abgelenkt und mit dem Rücken zu unserem Auto positioniert. Diese paar Sekunden reichen einem dreisten Dieb, um zu erkennen, dass unser Fenster ein Spalt weit offen ist, er es aufschieben kann und sich den daliegenden Rucksack nur zu schnappen braucht - mit unseren BEIDEN Laptops drin. Tja, das nennt man wohl einen guten Fang!
Viel Zeit uns zu ärgern haben wir zum Glück nicht, denn es geht weiter im Takt.
über die Puente de las americas imposantes Bauwerk die Brücke mit Sonnenuntergang Sicht auf Casco Viejo Zora mittendrin Schlafplatz bei Balboa Yacht-Club Downtown Panama City ... und nochmals die andere Seite der Stadt... für Touristen nicht so geeignet... ... aber wir müssen hier bei der Polizei unser Auto zeigen bei den Schleusen... ... von Miraflores Miraflores Schleuse

Im Bürokratie-Dschungel - Die ganze Verschiffungsgeschichte ist eine lange. Mehr dazu hier.
Die Kurzfassung: wir verbringen einen Tag mit Autozeigen bei der Polizei, Warten, warten und Laptop kaufen in Panama. Besuchen auf der Fahrt nach Colon die eindrücklichen Miraflores-Schleusen und machen Zora ausserhalb Colons «verschiffungsfertig». Es gilt die Wand einzubauen und alles aus dem vorderen Bereich des Autos nach hinten zu verstauen. Ausserdem Rucksack packen für ein paar Tage, in denen wir als Backpacker unterwegs sein werden. Ob wir noch wissen wie das geht?
Wir fahren in den Hafen von Colon und verbringen einen weiteren Tag mit Papierkram, ehe wir Lenny und Zora schliesslich im Hafen abgeben. Wir winken hinterher und hoffen die beiden unversehrt wiederzusehen - auf einem neuen Kontinent!
Autozeigen hinten Chaos... ... vorne Ordnung da stehen sie, die beiden... bereit für die Reise über das Meer

Im Zug - Zurück soll es mit dem Zug der Panama Canal Railway gehen. Claudia und ich wollen für die Fahrt noch etwas Verpflegung organisieren. Doch der nahe Tankstellen-Shop hat nichts mit Angebot und wir wollen gerade in eine Gasse abbiegen, als wir vehement zurückgepfiffen werden. Hier sei es viel zu gefährlich für uns, werden wir von einem besorgten Security gewarnt. Er schlägt uns vor ein Taxi zu nehmen und will gar Begleitservice organisieren. Wir versichern ihm, alleine zurecht zu kommen, haben aber doch ein etwas mulmiges Gefühl, als wir durch die sehr heruntergekommenen Viertel laufen…
Alles geht gut und wenig später sinken wir auf die dicken Polster im Zug und tuckern dem Kanal entlang. Wobei tuckern etwas untertrieben ist, der Zug fährt in einem normalen Tempo. Dennoch haben wir immer wieder Ausblick auf das imposante Bauwerk und die intakte Natur dazwischen.
Nostalgie liegt in der Luft bereit für die Weiterreise... wir auch! als Backpacker unterwegs Idylle am Kanal in der Kurve im Gegenlicht und über Brücken

In Panama City - Müde erreichen wir gegen Abend unser Hostel, wo wir die nächsten Tage verbringen. Wir schlendern über den Fischmarkt, besuchen Shopping Malls und das hübsch renovierte Casco Viejo.
wir starten ein Tür-Projekt in allen Farben direkter Blick ins Wohnzimmer Farbkombi wer wohnt hier?

Der Kontrast zwischen den modernen Hochhäusern und den slumartigen Behausungen dazwischen dünkt uns ebenso gross, wie das zuvor gesehene in diesem Land. Ja, Panama wird uns als Land der extremen Gegensätze in Erinnerung bleiben, kaum berührt im Norden und Süden, dicht bebaut um Panama City. Schillernde Yachtclubs neben Elendsvierteln. Betuchte Amerikaner neben traditionell lebenden Indianerstämmen.

noch mehr Sightseeing - von Frank Gehry entworfenes Museo de la Bioversidad in Casco Viejco werden die Häuser langsam rnoviert... noch wohnen die Einheimischen hier gut bewacht malerische Gassen... ... romantische Balkone eine geglückte Renovation im Souvenir-Shop der Charme des Zerfallenen gute Übersicht Ein Romantiker war am Werk der Platz ist knapp alleine unterwegs

Dies war der letzte Bericht von diesem Kontinent. Es wartet ein neuer auf uns und wir freuen uns auf - SÜDAMERIKA!
Rene Mehmann

2015-10-09 13:24:03

Aloha ja Panama ist ein vielfältiges Land mit sehr unterschiedlichen Facetten. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Verschifferei eine echte Herausforderung darstellte. Ihr habt auch diese Hürde erfolgreich übersprungen. Der Panama-Kanal und auch die Altstadt von Panama City sind sehr eindrücklich. Schade konntet Ihr Toni nicht in Bocas del Torro besuchen. Nun denn, viel Glück und Zufriedenheit in Südamerika! Herzliche Grüsse und weiterhin frohes Reisen wünscht Rene Mehmann/Papi


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